Alan Lunn, Anwendungsingenieur bei Kawasaki Engines EU, ist für die reibungslose Integration des Motors in die Maschine verantwortlich. Er erklärt den Prozess und die damit verbundenen Herausforderungen. Außerdem beschreibt er, wie Kawasaki in Zusammenarbeit mit den Herstellern eine hohe Qualität garantiert.

Auch wenn ein Motor das Herzstück eines Geräts ist, kann er nur dann seine volle Leistung entfalten, wenn er in einer Maschine von ähnlich guter Qualität verbaut wird. 

Die Zusammenführung des richtigen Motors mit dem passenden Gerät – und die Gewissheit, dass alles reibungslos funktioniert – wird als Engine Fitment bezeichnet. Verantwortlich für diesen entscheidenden Abschnitt bei der Gestaltung eines außergewöhnlichen Produkts ist unser Anwendungsingenieur Alan Lunn.

Alan arbeitet schon seit vielen Jahren für Kawasaki Engines und verfügt als Ingenieur über einen enormen Erfahrungsschatz. Er ist erst vor relativ kurzer Zeit in die Welt der Rasenmäher und Landschaftspflegegeräte gewechselt. Er bringt viel Erfahrung und ein umfassendes Fachwissen mit und ist auf der ganzen Welt unterwegs, um bei der Verwirklichung von Projekten zu helfen.

Im Gespräch gewährt er uns einen Blick hinter die Kulissen des Engine Fitment und zeigt uns, wie wir die Top-Qualität Ihrer Maschinen gewährleisten.

Wenn Sie Motor und Maschine zusammenführen, wo fangen Sie an?

Es geht immer damit los, dass der Hersteller der Maschine klar umreißt, was der Motor können muss. Ein Originalhersteller, oder OEM, entwickelt eine neue Maschine und braucht den passenden Motor dazu. Das kann ein Nullwendekreismäher sein oder ein Rasentraktor; bei ferngesteuerten Rasenmähern zum Beispiel werden an den Motor ganz andere Anforderungen gestellt als bei einem handgeführten Mäher.

Wir besprechen mit dem Hersteller Einsatzbereich und Marktsegment der Maschine – für den harten gewerblichen Einsatz wird ein anderer Motor benötigt als für den Hausgebrauch – und das sagt uns, welche Motorenbaureihe von Kawasaki in Frage kommt. Wir können den Motor mit den am besten passenden Leistungsmerkmalen auswählen, zum Beispiel würden wir für die wirklich harten Aufgaben einen Motor der Baureihe FX vorschlagen. Meist hat der Hersteller seine eigenen Preisvorstellungen und Erwartungen, sodass es immer darum geht, den perfekten Ausgleich zu finden.

Was passiert, nachdem Sie einen Motor für das Gerät ausgewählt haben?

Sobald wir einen Motor vorschlagen können, schicke ich dem Kunden entsprechende CAD-Modellzeichnungen in 3D, auf denen der Hersteller alle Details eindeutig erkennen kann. Anhand dieser Modelle kann der Hersteller für die weitere Entwicklung seiner Maschine wichtige Informationen zu Abständen, Kabelbäumen, Leitungen und Abtrieb ableiten. 

Häufig arbeite ich hier sehr eng mit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Kunden zusammen. Diese Leute entwickeln und konstruieren die Produkte – und schon zu diesem frühen Zeitpunkt wollen sie, dass der Motor gut passt, um sicher zu sein, dass alles funktioniert. Bei der Konstruktion des Rahmens sollte der Motor wirklich von Beginn an bekannt sein. 

Sobald diese erste Phase geschafft ist, können wir Musterexemplare der Motoren schicken, um sie einzupassen und weiter zu testen. Zu diesem Zeitpunkt gehen wir bei den Tests auch mehr in die Tiefe und untersuchen die Abgasemissionen – um die Einhaltung der Vorschriften in den verschiedenen Ländern zu gewährleisten, in die das Gerät später exportiert werden soll.

Anschließend vereinbare ich mit dem Kunden einen Termin für die Überwachung oder Durchführung einer Einpassprüfung des Motors im Gerät – zur Pass- und Funktionskontrolle. Neben einer sehr gründlichen Analyse von Schnittstellen und Abständen zwischen Motor und Gerät gehört dazu auch der Einbau verschiedener Thermoelemente in der Umgebung des Motors, der anschließend für eine festgelegte Zeit unter voller Last läuft. 

Währenddessen überwache ich die Motortemperatur um sicherzugehen, dass wir bestimmte Werte nicht überschreiten. Bei Einspritzmotoren überwache ich die vom Steuergerät aufgezeichneten Parameter, um zu gewährleisten, dass der Motor auch unter anspruchsvollsten Bedingungen zuverlässig läuft. Außerdem überprüfe ich, wie leicht der Motor für Wartungsarbeiten zugänglich ist.

Der gesamte Anpassungsprozess vom ersten Konzept bis zur Produktionsfreigabe kann etwa 13 Monate in Anspruch nehmen.

Gibt es in diesem Prozess auch Schwierigkeiten?

Bis jetzt hatte ich Glück – mir sind noch keine unüberwindbaren Schwierigkeiten begegnet. Es gab ein paar schwierige Situationen, beispielsweise hatten wir einmal ein Problem mit der Luftströmung zum Motor. Bei Nullwendekreismähern sollte der Motor im Heck der Maschine sitzen, wo er sehr gut belüftet wird. In diesem Fall handelte es sich um einen Rasentraktor, bei dem die Luftströmung ziemlich eingeschränkt war – daher mussten Änderungen vorgenommen werden, um dem Motor die notwendige Luft zu verschaffen und dafür zu sorgen, dass alles reibungslos läuft. 

Falls nötig, nehmen wir Veränderungen vor, oder der Hersteller meldet uns, was er in Bezug auf den Standardmotor geändert, hinzugefügt oder weggelassen haben möchte. Wenn wir diese Änderungswünsche umsetzen können, fertigen wir ein Muster nach den Kundenvorgaben an, das dann in die Produktion gehen kann.  

Können Sie uns noch etwas über sich erzählen – wie sind Sie zum Engine Fitment gekommen?

Ich habe mich immer wohlgefühlt, wenn ich es mit Maschinen und Technik zu tun hatte. Wie viele andere Kinder habe ich ständig Sachen auseinandergenommen, um zu sehen, wie sie funktionieren – der einzige Unterschied war, dass ich sie hinterher auch wieder zusammensetzen konnte. 

Ich lernte dann Zweiradmechaniker mit Fachrichtung Motorradtechnik und brachte es in verschiedenen Niederlassungen bis zum Werkstattleiter. Danach ging ich zu Kawasaki Motors UK und war hier lange als technischer und Kundendienstberater tätig. Schließlich habe ich nach einer neuen Aufgabe gesucht und diese fand ich in meiner neuen Rolle als Anwendungsingenieur bei Kawasaki Engines EU. 

Für mich war dieser Wechsel sehr spannend und brachte sehr viel mehr praktische Arbeit mit sich. Ich treffe mich regelmäßig mit technischen Beratern in den USA und reise in der ganzen Welt umher, um mit den verschiedenen Herstellern zusammenzuarbeiten. Es ist schön zu sehen, wie sich zwischen den Herstellern langfristige Beziehungen entwickeln und ich empfinde es als ein Privileg, ein Teil davon sein zu dürfen.

Wie gewährleisten Sie, dass der abschließende Einbau den Standards von Kawasaki entspricht?

Ich kann den ganzen Tag beim Hersteller verbringen und während der Einpassprüfung testen, ändern und nochmal testen. Natürlich haben diese Leute genauso wie wir viel in die Leistung der Maschine investiert. Jeder, der dabei ist, möchte ein rundum hochwertiges Produkt bauen: ein Top-Motor für eine Top-Maschine.

Die Prüfung selbst bezeichnen wir als Einpassprüfung. Im Grunde genommen wollen wir sicher sein, dass der Motor während des Einsatzes keinen Schaden nimmt – es gibt eine Menge Gefahrenquellen hier, beispielsweise eine ungenügende Luftzufuhr. Es ist ein sehr gründlicher Prozess, den ich zusammen mit einem Mitarbeiter des Geräteherstellers durchführe. Er und seine Kollegen haben vor meiner Ankunft meist schon 70-80 Stunden getestet!

Im Bereich Compliance, also der Einhaltung aller geltenden Vorschriften, sind wir für unseren Motor verantwortlich, und diese Verantwortung nehmen wir sehr ernst. Wir führen an unserem Produktionsstandort in den USA alle möglichen Prüfungen durch. Einmal können wir dadurch sicher sein, dass der Motor alle Vorschriften erfüllt, aber gleichzeitig prüfen wir damit auch die Leistung. Beim Engine Fitment achte ich vor allem darauf, dass die Emissionen die Grenzwerte nicht überschreiten.

Wir prüfen den kompletten Schalldämpfer, untersuchen die allgemeinen Abgaswerte, Gegendruckwerte, Kraftstoffverbrauch, Abgastemperatur, alles was wir können. Zu diesem Zeitpunkt gibt es nur selten Probleme – zumindest nach meiner Erfahrung – da wir vorher sehr gründlich planen. 

Möchten Sie uns noch etwas zum Engine Fitment mit auf den Weg geben?

Ich glaube, es dreht sich nach wie vor alles um Zuverlässigkeit. Motoren von Kawasaki sind dafür ausgelegt, auch den größten Belastungen standzuhalten, und werden konsequent unter den härtesten Bedingungen geprüft, die man sich im richtigen Leben vorstellen kann. Kurz, wir liefern in enger Zusammenarbeit mit dem Hersteller eine hochwertige Komponente, aber Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit und am Ende muss der Hersteller unseren Motor einpassen und eine Top-Maschine bauen. Beide Seiten müssen Qualität schätzen, genau deshalb arbeiten wir auch mit Herstellern zusammen, die sehr hochwertige Maschinen bauen.

Alan, vielen Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke! Auf der Seite Powered by Kawasaki sehen Sie die Ergebnisse dieser Arbeit und die Hersteller, mit denen wir zusammenarbeiten.