Andy Pringle, leitender Produktmanager bei Kawasaki Motors Europe leitet die Motorenabteilung in Europa. Wir haben mit ihm über seine Meinung zu aktuellen Branchenthemen gesprochen.

Vom Aufstieg der Robotik bis zu den neuesten Durchbrüchen bei alternativen Brennstoffen entwickelt sich der Garten- und Landschaftsbau immer weiter. Wir haben uns mit Andy Pringle getroffen, dem Leiter der Abteilung Motoren bei Kawasaki Europe, und mit ihm über die neuesten Innovationen und Herausforderungen gesprochen, die wir in der Branche sehen – und wir haben genauer auf das geschaut, was Kawasaki von der Masse abhebt. 

Erfahren Sie mit uns alles – von den Effekten der Renaturierung bis hin zu unterschiedlichen Leistungsanforderungen an Motoren für Gerätehersteller – und lernen Sie Andy selbst besser kennen. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung im Ingenieurwesen und im Bereich Gartenmaschinen besitzt Andy einen einzigartigen Blick auf die Branche. 

Können Sie uns etwas über sich erzählen – wie sind Sie zur Branche gekommen?

Wieviel Zeit haben Sie mitgebracht? Ich bin ein ganz normaler Familienvater mit einer Frau und zwei Jungs – 18-jährigen Zwillingen, die schon Herausforderung genug sind – einem Hund und, wie meine Frau immer sagt, viel zu vielen Projekten in der Garage. 

Zur Branche bin ich gekommen, weil ich den Dingen immer auf den Grund gehen wollte. Meine Eltern sagen, ich hätte ständig Sachen auseinandergenommen, meine Finger in diese Aufziehspielzeuge gesteckt um zu sehen, wie sie funktionieren, und anschließend alles wieder zusammengebaut. In der Schule war ich ganz gut in Mathe, also habe ich dann Maschinenbau studiert und bin Ingenieur geworden.

Im Beruf habe ich im Laufe der Zeit den Vertrieb der verschiedensten Produkte organisiert, von Motorrädern bis hin zu Schneemobilen und sogar E-Bikes. Den größten Teil meiner Laufbahn habe ich mit motorisierten Produkten zu tun gehabt, darunter Gartenmaschinen, aber auch Quads und Gelände-Nutzfahrzeuge.

Was mögen Sie an Ihrer Arbeit am meisten? Was motiviert Sie morgens zum Aufstehen?

Mein Wecker und mein Hund sind morgens auf jeden Fall ausreichend! Aber was mich tagaus, tagein an meinen Arbeitsplatz zieht, das sind die Menschen in der Branche und meine direkten Kollegen, mit denen es sich wirklich gut arbeiten lässt. Die Corona-Pandemie brachte für jeden von uns neue Probleme mit sich, aber wir haben zusammengehalten und alle Schwierigkeiten gemeinsam bewältigt – das Team hat sich allen Aufgaben gestellt und wir sind da zusammen durchgegangen. Dafür muss ich meinen Leuten wirklich dankbar sein. 

Ich mag auch die Vielseitigkeit des Jobs – jeder Tag ist anders. Immer gibt es etwas Neues und immer sind andere Aufgaben zu lösen. Bis hierher war es eine sehr interessante Reise!

Gibt es etwas, das die Profis im GaLaBau von den anderen unterscheidet?

Ich glaube, dass diejenigen, die die Garten- und Landschaftspflege als Beruf ausüben, praktisch veranlagte Leute sind, die sich wirklich auskennen. Es ist keine Branche, in der man sich einfach einen schicken Anzug anziehen und sich dann irgendwie durchmogeln kann. 

Die Leute sind Experten auf ihrem Gebiet und, was noch wichtiger ist, sie lieben ihre Arbeit. Ich glaube, dass sie auf eine gewisse Art authentischer und aufrichtiger sind als es zuweilen in anderen Berufen der Fall ist – wenn sie laut werden, dann weißt du, dass sie ein richtiges Problem haben. Jeder will das Beste für den Profi oder den Privatmann, der mit den Maschinen arbeitet. 

Bei den Händlern bin ich zum Beispiel davon überzeugt, dass sie wirklich von dem Verlangen getrieben sind, ihren Kunden bessere Produkte oder einen besseren Service bieten zu können. Sie geben alle Probleme der Kunden schnell und manchmal auch mit Nachdruck direkt an den Hersteller weiter, sodass die Schwierigkeiten beseitigt werden und sie ein besseres Produkt anbieten können. In der gesamten Branche läuft die Kommunikation recht offen und ehrlich, und das ist wirklich erfrischend.

Was unterscheidet Kawasaki Engines von anderen Herstellern?

Wir sind Teil von Kawasaki Heavy Industries, einem riesigen Konzern. Dieser umfasst etwa 100 Tochtergesellschaften, welche die verschiedensten Maschinenbauprodukte herstellen. Dadurch verfügt Kawasaki über einen fantastischen Schatz an Fachwissen zu Ingenieurwesen, Technik und Werkstoffen, und alle diese verschiedenen Tochtergesellschaften können an diesem gewaltigen Pool teilhaben. Mit dieser gemeinsamen Ressource lassen sich alle Produkte verbessern, ob es nun ein Flugzeug, ein Hubschrauber oder ein Satellit ist, oder eben einer unserer Motoren.

Allen im Konzern gemeinsam ist, dass wir immer bestrebt sind, dem Kunden zuzuhören und ihm das zu geben, was er braucht. Als Konzern versucht Kawasaki immer, mit neuer Technologie bessere Lösungen zu finden – man kann nicht ständig immer das gleiche bauen, man muss seine Produkte mit Innovationen fit für die Zukunft machen. Wir bei Kawasaki Engines legen großen Wert auf Originalität und Innovationen.

Welche Entwicklungen haben Sie in Bezug auf Innovationen während Ihrer Zeit bei Kawasaki gesehen? 

Seit ich hier bin, haben wir in unseren Motoren die verschiedensten Technologien verbaut. Einige Innovationen ähnelten denen der Autoindustrie, andere, wie unser Zyklonluftfiltersystem, gibt es nur bei uns. Mehr Leistung und weniger Gewicht sind natürlich immer ein Thema.

Ich denke aber, dass einige der wichtigsten Fortschritte der letzten Jahre tatsächlich in unserer Fertigungstechnik liegen. Bei Kawasaki bauen wir viele Komponenten, deren Fertigung wir ausgelagert hatten, wieder selbst und haben damit mehr Kontrolle über den Herstellungsprozess.

Wir haben an unseren Produktionsstandorten sehr viel in neue Maschinen und Mitarbeiter investiert. Damit können wir Komponenten genauer und, aus Sicht unserer OEM-Kunden, auch schneller produzieren. Die Vorlaufzeiten für unsere Produkte haben sich also verkürzt und wir können weitaus schneller auf Änderungen der Nachfrage reagieren. 

Was waren die größten Veränderungen in der Branche?

Die Akkutechnologie ist Teil eines anhaltenden tiefgreifenden Wandels, der aber in der Branche schon länger vor sich geht, als manch einer weiß. 

Auf die eine oder andere Art sind wir „grüner“ als die Autoindustrie, da wir schon länger mit Elektroantrieben arbeiten. Selbst vor zehn Jahren lief schon die Hälfte der handgeführten Rasenmäher mit Strom, wenn auch damals noch mit Kabel. Sobald die Technologie zur Verfügung stand, wurden daraus aber sehr schnell Akkugeräte. Die neueren Akkumodelle sind, um ehrlich zu sein, komfortabler als ihre kabelgebundenen Kollegen – akkubetriebene Maschinen setzen sich langsam durch und die Kabelgeräte sind weiter auf dem Rückzug. Im Prinzip geht es um die Bequemlichkeit, um Benutzerfreundlichkeit.

In schwierigem Gelände stehen Verbrennungsmotoren auch weiterhin in der ersten Reihe, daran hat sich nicht allzu viel geändert. 

Die Robotik ist ein weiteres interessantes Thema. In den letzten vier bis fünf Jahren hat sich hier eine Menge getan.

Können Sie uns noch etwas mehr über den Einfluss der Robotik erzählen?

Naja, sie macht alles noch etwas bequemer und wird häufig als Lösung betrachtet, die nur eingebaut zu werden braucht und sich dann selbst um alles kümmert. Aber auch wenn man die Maschine einfach auf den Rasen stellen und ihr dann das Mähen überlassen kann, ist immer noch ein gewisser Wartungsaufwand erforderlich; vor allem die Messer und der Zustand des Akkus müssen regelmäßig überprüft werden.

Das Interessante dabei ist, dass zwar die Verkaufszahlen in die Höhe geschnellt sind, aber andere Produkte ebenfalls gut gehen, sodass diese innovative Lösung zum Wachstum des Maschinenmarktes beiträgt und den Endkunden mehr Auswahl und mehr Bequemlichkeit verschafft. Aus dieser Entwicklung können wir für den Verbrauchermarkt auf jeden Fall ableiten, dass wir mehr auf Benutzerfreundlichkeit achten und dies auf den gewerblichen Markt übertragen müssen. Ich glaube, dass dies in den nächsten Jahren unsere Aufgabe sein wird.

Wie sehen Sie die Zukunft des Verbrennungsmotors?

Aktuell sind die Kawasaki-Motoren im Bereich Rasenpflege Verbrenner, die alle mit Benzin laufen. Ich glaube aber, dass sich das mit der Zeit ändern wird. Es gibt hier einige potenzielle Lösungen – es heißt nicht entweder Elektro oder Verbrenner, wie viele möglicherweise denken. Es gibt noch ein paar Sachen dazwischen. 

Alternative klimafreundliche Kraftstoffe sind bereits vorhanden und werden immer mehr genutzt – und auch synthetische Kraftstoffe werden entwickelt, die fossile Brennstoffe potenziell vollständig ersetzen können. Es ist denkbar, dass wir in Zukunft bei der Entwicklung von Verbrennungsmotoren alternative Kraftstoffe im Hinterkopf haben. Viele Wege führen nach Rom, aber niemand weiß, auf welchen dieser Wege die endgültigen Lösungen zu finden sind.

Das gilt auch für die Autoindustrie – laufen die Autos der Zukunft mit Wasserstoff, mit Strom oder mit einem ganz anderen Antrieb? Wir beobachten die Innovationen in dieser Branche sehr genau und arbeiten alle an möglichen Lösungen. Wie ich bereits erwähnte, können wir innerhalb des zentralen Technikpools von Kawasaki auf Innovationen zugreifen – und uns auf diese verlassen – die in anderen Teilen des Konzerns entwickelt wurden. 

Wir schauen uns eine Anzahl von Lösungen an und suchen uns die heraus, die am besten zu unserer Branche passen. Kawasaki hat bereits bekanntgegeben, dass wir zukünftig Motorräder und Quads mit Wasserstoff antreiben werden, wir schauen uns das also an und überlegen, wie wir dieses Potenzial für unser Einsatzgebiet nutzen können. Letztendlich ist auch ein Wasserstoffmotor ein Verbrennungsmotor. Wenn wir also in Zukunft keine Benzinmotoren mehr bauen, dann vielleicht Verbrennungsmotoren, die mit alternativen Kraftstoffen laufen.

Ich glaube, dass es noch eine ganze Reihe von Schritten und verschiedenen Lösungen geben wird, die den Verbrennungsmotor nachhaltiger machen. Ich glaube aber, dass sich die einzelnen Mosaiksteine in den nächsten Jahren zu einem Bild zusammenfügen werden.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Wasserstoff die Lösung ist? 

Wir folgen der Automobilindustrie in vielen Aspekten und werden es hier vermutlich genauso halten. Aber wir wissen auch, dass neue Lösungen hier noch nicht unmittelbar vor dem Einsatz stehen. Es sind noch zu viele technische Schwierigkeiten zu bewältigen und es gibt auch noch keine Infrastruktur. Die Anpassung der Leistung an die kleinere Maschine, das Betanken, der Transport des Wasserstoffs, alle diese Aufgaben müssen gelöst werden, bevor wir uns ernsthaft damit beschäftigen können. 

Die Motivation, es zu schaffen, ist auf jeden Fall vorhanden. Auch wenn es heute noch keine Nachfrage nach Geräten mit Wasserstoffantrieb gibt, so loten wir doch die Möglichkeiten für eine bessere Umweltverträglichkeit aus. Sehr wahrscheinlich wird es in nicht allzu ferner Zukunft strengere Vorschriften zu besserer Luft und weniger Emissionen in den Städten geben, und hier könnte Wasserstoff durchaus eine Lösung sein.

Wie sehen Sie den Fachkräftemangel im Garten- und Landschaftsbau?

Dieses Problem wird uns sicherlich noch länger begleiten – und nicht nur im GaLaBau, sondern in allen Branchen, die mit Maschinen zu tun haben, ob es nun Autos, Motorräder oder Landmaschinen sind. Und dies gilt gleichermaßen für die Nutzer- und Herstellerseite. 

Ich glaube, dass die jüngere Generation eine Abneigung gegenüber Berufen hegt, die als „schmutzig“ gelten, und dass es ganz klar einen Mangel an Lehrlingen gibt, die ihre Ausbildung erfolgreich abschließen. Ich weiß, dass bei jungen Leuten ein warmes Büro ganz hoch im Kurs steht. Aber ich halte das ein Stück weit auch für ein Imageproblem, es bildet nicht unbedingt die Wirklichkeit ab. Mit dem Technologiewandel sind Arbeitsbereiche, die einst schmutzig waren, sehr viel sauberer geworden. 

Wenn den Menschen klar wird, wie ein Industriearbeitsplatz heutzutage aussieht, wird sich meiner Meinung nach auch die Abneigung der jungen Leute gegen diesen Bereich legen. Wir müssen alles tun, was wir können, um ihnen vor Augen zu führen, wie erfüllend dieser Beruf ist.

Wie kooperiert Kawasaki Engines mit den Geräteherstellern, um die Maschinen für den GaLaBau weiterzuentwickeln?

Wir arbeiten sehr eng mit den Herstellern zusammen, um an den wechselnden Anforderungen der GaLaBauer dranzubleiben. Unser Forschungs- und Entwicklungszentrum in den USA hat eine ganze Reihe von Maschinen verschiedener Hersteller und arbeitet auch damit. So lernen die Ingenieure die Maschine kennen, sehen, wie sie funktioniert und, was wichtig ist, welche Anforderungen der Motor erfüllen muss.

Jeder Motor bringt seine Leistung auf seine eigene Art auf die Kurbelwelle – ein Pkw-Motor ist anders als ein Motorradmotor, der sich wiederum von einem Industriemotor unterscheidet. Wir versuchen die Motoren so zu konstruieren, dass sie für ihren Einsatzbereich die beste nutzbare Leistung bringen. 

Und dabei geht es nicht um die Leistung allein. Das Gerät muss zwar über ausreichend Leistung verfügen, um mit einem großen Messer schweres Gras zu schneiden, andererseits aber auch relativ leise sein und darf also keinen laut heulenden Motor haben: es ist ein Drahtseilakt. Außerdem schauen wir neben der Leistung auch auf den Kraftstoffverbrauch. Es geht uns darum, die Maschine so benutzerfreundlich wie möglich zu machen. So gehen wir an die Entwicklung eines neuen Motors heran. 

Auf der anderen Seite ist bei der Entwicklung einer neuen Maschine durch einen Hersteller immer ein Ingenieur von uns dabei. Dieser führt eine „Einpassprüfung“ durch, die sicherstellt, dass der Motor zur Maschine passt und deren Anforderungen erfüllt. Beide Seiten müssen den Einbau absegnen – und ich gebe zu, dass wir etwas gründlicher prüfen als manch anderer. Aber wir wollen sicher sein, dass die Maschine gefahrlos verwendet werden kann. Sie muss die Anforderungen des Geräteherstellers und der Nutzer erfüllen und auch allen gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Es ist also ein ziemlich langwieriger Prozess.

Sehen Sie irgendwelche neuen Trends, die für Landschaftspfleger interessant sind?

Renaturierung ist sicherlich ein interessantes Thema – auch wenn ich glaube, dass sie mehr darüber wissen als ich. 

Aber ich denke auch, dass damit ein positiver Trend für die Branche entsteht, weil die Menschen der Natur näherkommen und mehr Zeit im Grünen verbringen wollen. Dies sollte Anreize zum Schutz von Grünflächen schaffen und auch dazu motivieren, neue Grünflächen anzulegen. Es dient der Allgemeinheit und bedeutet auch mehr Aufträge für Landschaftspfleger.

Andy, vielen Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke! Wenn Sie mehr über die Innovationen von Kawasaki Engines und die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Geräteherstellern erfahren möchten, dann schauen Sie sich doch die Produkte mit Antrieb von Kawasaki einmal genauer an.